Steingeräte

Auch das Inventar der Steingeräte und Absplisse ist auf den beiden Fundstellen komplett unterschiedlich. Von der (jüngeren) Fundstelle I liegen nur wenige unregelmäßige Abschläge bzw. Abfälle der Steingeräteproduktion vor, fast ohne zugehörige Geräte, der Rohstoff, roter-grauer Radiolarit, stammt größtenteils von lokalen Lagerstätten.

Auf Fundstelle II wurden ca. 8000-10000 Absplisse, Klingen und Trapeze in der Art mesolithischer Mikrolithen angetroffen. Im Vergleich dazu ergab die ebenfalls in die Älteste Linearbandkeramik datierte Siedlung von Rosenburg nur ca. 150 Stück. Die wohl der Spätphase der Ältesten Linearbandkeramik zuzuordnende Siedlung von Neckenmarkt im Burgenland ergab 398 Stück.

Zu Herkunft der Rohstoffe meinte Detlef Gronenborn, Frankfurt, der das Material der Grabungen 1989 und 1990 untersuchte:

"Es lassen sich drei makroskopisch unterscheidbare Varianten unterteilen. Eine Variante weist eine grünlich-graue Farbe mit Übergängen zu karminroten, glatten bis matten Partien auf. Die Spaltflächen sind glatt mit Übergängen zu matten und gröberen opaken Partien. Das Material ist teilweise stark zerklüftet. Die Rohknollen sind fladenförmig, der hohe Anteil an Stücken weist auf ein Vorkommen in der Nähe des Fundplatzes auf. Es ist daher eine Herkunft von der Antonshöhe von Mauer sehr wahrscheinlich. .. Der Anteil am Gesamtmaterial beträgt etwa 60%.

Die zweite Variante weist eine rot-braune, dunkel bis hellbraune Farbe auf, ist glatt und glänzend und teilweise mit dunklen Quarzadern durchzogen. Charakteristisch für das Material sind die Desilifikationszonen, welche an allen Varianten vorkommen. Das Material ist makroskopisch gut von den alpinen Radiolariten zu unterscheiden, es handelt sich um Radiolarit der Variante Szentgál im zentralen Bakony-Gebirge. Der Anteil am Gesamtmaterial beträgt etwa 35%.

Die dritte Variante ist ein grünlich-honigfarbener Radiolarit mit Desilifikationszonen. Diese Material ist zunächst keiner bestimmten Rohmaterialquelle zuzuweisen. Die Variante weist ähnliche Ausprägungen wie Material von Mauer-Antonshöhe auf, ebenso wie die Variante von Urkút-Eplény -ebenfalls aus dem Bakony. Auf ältestlinearbandkeramischen Siedlungen ist die Variante Urkút-Eplény stets mit Radiolarit vom Typ Szengál vergesellschaftet. Der Anteil am Gesamtmaterial beträgt etwa 5%"

Der Radiolarit von Brunn weist Farben von grün über grau, dunkelgrau, aber auch rot bis orange auf. Die orangen Rohmaterialien stammen möglicherweise aus Ungarn (Bákony-Wald, Szentgál), die meisten anderen Varietäten vermutlich von einer Lagerstätte, ähnlich dem bekannten Neolithischen Radiolaritbergwerk von Mauer-Antonshöhe, nämlich vom Gießhübl, der jedoch Brunn etwas näher liegt. (Untersuchung des Rohmaterials: Inna Mateiciucova, Universität Brno)

Beim gegenwärtigen Stand der Untersuchungen ist festzustellen, daß die Produktion von Lamellen mit einer Breite von 7 bis 12 mm gegenüber breiteren Klingen mit ca. 17 mm Breite eindeutig überwiegt. Die Kerne besitzen meist eine durch mehrere Abschläge facettierte Schlagfläche, von der die schmalen Klingen und Lamellen abgeschlagen werden. Dorsale Reduktion kommt ebenfalls vor, scheint jedoch wesentlich weniger häufig zu sein. Die Abschlagnegative sind meist gleichgerichtet.

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Unter den Geräten der Fundstelle II dominieren Trapeze aus hongifarbenem orangem und grünlichem Radiolarit. Die retuschierten Schenkel bilden in der Regel einen deutlichen Winkel zur Längsachse, was sie von vielen Trapezen anderer frühneolithischer Fundstellen unterscheidet. Nach den Trapezen sind besonders die Klingen und Lamellen mit schräger und gerader Endretusche zahlreich.

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Kantenretuschierte Klingen und Lamellen sind vorhanden, bilden jedoch gegenüber den unretuschierten Klingen und Lamellen eine eher kleine Gruppe. Die Kratzer sind fast durchwegs klein und kurz. Bohrer sind ebenfalls in mehreren Exemplaren vertreten. Lackglanz ist eher selten zu beobachten. Die Klingenzerlegung dürfte hauptsächlich durch Kerb-Bruch-Technik erfolgt sein. (Bearbeitung der Steingeräte: Walpurga Antl, Prähistorische Abteilung)

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