Im folgenden wollen wir uns nur mit der Datierung awarischer Objekte mittels byzantinischer Münzen beschäftigen, wie ich sie bereits 1986 dargestellt habe. (STADLER Peter 1986)
Münzen werden gerne als "terminus post quem" für die Anlage eines Grabes angesprochen. Das ist sicher richtig, soll jedoch das Inventar eines Grabes durch eine Münze datiert werden, so muss man zur Vorsicht mahnen, denn es gibt theoretisch zwei extreme Möglichkeiten, die ich im folgenden beispielhaft veranschaulichen will.
1. Fall: Ein awarischer "Methusalem" erreichte das Alter von 80 Jahren, trug aber immer noch den Gürtel, den er zur Mannwerdung - etwa mit 20 - bekommen hatte und wurde mit einem prägefrischen Obolus bestattet. Somit kann die Münze wohl kaum zu einer genauen absolutchronologischen Fixierung des Grabinventars herangezogen werden. Da leider oft nicht genau zwischen Grablegung und Produktion der Beigaben unterschieden wird, kommt es vor, dass die Münze auch als terminus post quem für die Herstellung dieses Inventars angesehen wird. Dies bedeutet jedoch, dass man es bis zu 60 Jahre zu spät datieren würde.
2. Fall: Ein awarischer Gürtelträger starb mit 25, also relativ kurze Zeit, nachdem er seine Gürtelgarnitur bekommen hatte. Er wurde mit einem Obolus bestattet, der schon 50 Jahre im Umlauf war. Würde man nun versuchen, die Garnitur mit der Münze zu datieren, so erhielte man ein um 50 Jahre zu frühes Datum. Wären beide Männer Zeitgenossen gewesen und etwa mit der gleichen Garnitur ausgestattet worden, so ergäbe sich bei dieser Datierung jetzt eine zeitliche Diskrepanz von etwa 110 Jahren. Tatsächlich können solche Differenzen auftreten. Solche Extremfälle werden natürlich statistisch gesehen in der Minderzahl sein, es bedeutet jedoch, dass eine Münze allein niemals zur Erstellung einer Feinchronologie geeignet sein kann.
Das Unbehagen gegenüber diesen Münzdatierungen war in der archäologischen Literatur schon immer zu spüren. Der eine legte mehr Wert auf die eine Münze und bezeichnete sie als prägefrisch und lehnte eine andere Münze für eine nähere Klassifizierung als schon stark abgenutzt ab, der andere war gegensätzlicher Meinung. Deshalb erscheint uns diejenige Betrachtungsweise sinnvoller zu sein, die meint, dass einer Einzelmünze nicht mehr relativchronologische Aussagekraft zukommt als einem Gürtelbeschlag.
Absolutchronologische Einbindung (Kalibration) des Seriationsresultates
Im folgenden beziehen wir uns also nur auf diejenigen Münzen, die in awarischen bzw. awarenzeitlichen Gräbern innerhalb des Gebietes der awarischen Verbreitung vorkommen und deren Prägezeit von knapp vor 568 bis 650 nach Chr. reicht.
Die Abb.## zeigt die Korrelation der in Kombinationen, also mit publizierten Grabfunden gefundenen Münzen mit den Sequenzdaten. Die Jahreszahl für die Absolutdatierung der Münzen ergibt sich durch Halbierung ihres Herstellungsintervalles. In diesem Diagramm sind die Mittelwerte der Sequenzdaten für die einzelnen Münzen (großer Kreis) bzw. bei nur einmaligem Auftreten der Einzelwerte (kleiner Kreis) mitsamt der Standardabweichung (senkrechter Strich) gegen die Absolutdaten aufgetragen.
Wegen des häufigeren Vorliegens von Münzen in der frühen Awarenzeit ist die Relativchronologie dieser Phase noch recht schwach bearbeitet worden, da offensichtlich widersprüchliche absolutchronologische Fixierungen vorlagen, aufgrund derer also kaum an eine relative Aufgliederung zu denken war. Auch sind erst relativ wenige Gräberfelder publiziert worden - die meisten bekannten Funde stammen aus Einzelgräbern - weshalb durch die horizontalstratigrafische Methode ebenfalls noch keine Unterteilung des Materials erfolgen konnte. Für die Mittel- und Spätawarenzeit sieht die Situation ganz anders aus, da man hier auf Grund des Fehlens von Münzen gezwungen war, ausschließlich mit Relativchronologie, gewonnen aus kombinationsstatistischen bzw. horizontalstratigrafischen Überlegungen, zu operieren.
Für die Erstellung einer Absolutchronologie muss man versuchen, dieses Netz der Verbindungen zwischen den Münzen und den mit ihnen kombinierten Funden im Seriationsresultat zu berücksichtigen.
Im Fall der awarischen Münzfunde zeigt sich für die 37 Münzen von Justinian I bis Herakleios, dass die zugehörigen Mittelwerte der Sequenzdaten auf einer Geraden liegen. Unsere Abbildung zeigt, wie knapp diese Mittelwerte an der Geraden liegen. Mit der Grundlage der Mittelwerte ergibt sich für ein Sequenzdatum von 0 eine Jahreszahl von 536, also vor der awarischen Landnahme. Es gibt nun 2 Möglichkeiten, dieses bereits mehr als dreißig Jahre vor 568 erfolgte Einmünden der Geraden in die x-Achse zu begründen:
· da die Funde oft 30-40 Jahre vor ihrer Grablegung erzeugt worden sind, muss das Fundmaterial, das etwa um 568 vergraben wurde, tatsächlich bereits aus einem früheren Zeitraum stammen: andererseits sind die als Obolus mitgegebenen Münzen nicht immer prägefrisch, können also zu Beginn der awarischen Landnahme im Karpatenbecken um 1-3 Jahrzehnte vor 568 geprägt worden sein.
· da die Tracht der landnehmenden Awaren um 568 nicht bekannt ist, wäre es durchaus möglich, dass bei der Materialaufnahme für die Seriation auch eine vorawarische Population, eventuell die Bulgaren-Kutriguren, mit erfasst wurde. Deshalb ist eine Datierung dieser Gruppe bereits um 536 wahrscheinlich. Dem Jahr 568 entspricht bereits ein Sequenzdatum - im folgenden SD - von 30 Einheiten, die also die als vorawarisch angesprochene Phase beinhalten.
Für die Prägungen ab Konstans II lässt sich eine klare Abweichung von dieser Geraden erkennen. Man muss also den Verlauf von 650 bis 810(30) durch eine Kurve annähern, dadurch ergibt sich für den Beginn der Spätawarenzeit bei 550 SD eine Jahreszahl von ungefähr 710.
Wie ist nun dieser zuerst lineare, dann aber kurvenartige Verlauf zu verstehen? Die Zahl der awarenzeitlichen Population nach 568 - also nach dem Abzug des Großteils der Langobarden und Romanen nach Italien - muss recht gering gewesen sein. Auch die Zahl der ersten Awaren - so gefürchtet sie auch gewesen sein mögen - dürfte ebenfalls klein gewesen sein. Der Übergang von frühawarisch zu mittelawarisch ist durch den Wechsel in der Produktionsweise, von Raubzügen zu landwirtschaftlicher Tätigkeit gekennzeichnet - falls diese Veränderung nicht schon am Übergang von FaI/II stattfand. Diese Veränderung bewirkte nach außen hin zwar eine scheinbare Schwächung des awarischen Reiches, im Inneren kam es aber zu einer starken Vermehrung der Population in einer ziemlich friedlichen Zeit. Dieser Bevölkerungszuwachs könnte den Verlauf der Kurve erklären.
Vorstellbar wäre auch eine Zunahme der wohlhabenden Mittelschicht, eben der Gürtelträger in der Mittelawarenzeit. Allerdings könnte auch am Beginn von Fa II eine Zuwanderung erfolgt sein, die jedoch zu diesem Zeitpunkt weder durch historische Angaben noch mittels archäologischer Methoden feststellbar ist.
Da die Kurve im zweiten Teil nur mehr durch zwei Münzen bestimmt ist, wurde sie durch Interpolation zwischen dem ersten Teil und dem Sollendwert von 820/830 gewonnen. Unsere im folgenden angegebenen Absolutwerte beziehen sich immer auf diese hypothetische Kurve. Die Angaben eines Jahresintervalls erfolgen bei unserer archäologischen Auswertung jedoch nicht nach der Genauigkeit dieser Kalibrationskurve, sondern nach der Standardabweichung der betreffenden Fundverbände im Seriationsergebnis. Die Absolutdaten ab der Mittelawarenzeit müssen also mit Vorsicht zur Kenntnis genommen werden, die Absolutdatierung der frühawarenzeitlichen Funde dürfte sich jedoch auch durch Neufunde kaum mehr verschieben.
In obiger Abbildung wird auch das absolutchronologische Schema angedeutet. Die Frühawarenzeit ist einfach in der Mitte zweigeteilt, ebenso die Mittelawarenzeit, die Spätawarenzeit - um bei der gebräuchlichen Relativchronologie zu bleiben - in spätawarisch I, II und III gedrittelt. Wir haben hier also die gängigen Phaseneinteilungen beibehalten, obwohl eine feinere Gliederung möglich wäre. Diese lässt sich jedoch viel besser durch die tausendteilige Skala der SD ausdrücken als durch willkürlich angenommene Phasengrenzen, weshalb wir auf eine feinere Aufteilung nach Phasen verzichtet haben.
Mein – damaliger -Vorschlag zur absolutchronologischen Gliederung der Awarenzeit ist im folgenden dargestellt. Dabei wurde versucht, diesen Phasen - soweit möglich - auch dieselben archäologischen Inhalte zu geben. Dieser Gedanke konnte für die Einteilung früh-, mittel- und spätawarisch eingehalten werden. Die feinere Untergliederung erfolgte jedoch willkürlich aufgrund der SD-Werte. Dass ich für diese Phasen keine neuen Namen gewählt habe, um sie von bisherigen Chronologien zu unterscheiden, möchte ich damit begründen, dass bisherige gleichlautende Bezeichnungen bei verschiedenen Forschern durchaus verschieden definiert waren.
Tabelle der Awarischen Relativ- und Absolutchronologie nach Stadler 1986
Phase |
Abkürzung |
Jahre AD 1 |
Jahre AD2 |
Sequenz-daten1 |
Sequenz-daten2 |
vorawarisch |
Va |
536 |
568 |
0 |
30 |
frühawarisch I |
Fa I |
568 |
620 |
30 |
75 |
frühawarisch II |
Fa II |
620 |
665 |
75 |
150 |
mittelawarisch I |
Ma I |
665 |
690 |
150 |
350 |
mittelawarisch II |
Ma II |
690 |
710 |
350 |
550 |
spätawarisch I |
Spa I |
710 |
725 |
550 |
700 |
spätawarisch II |
Spa II |
725 |
760 |
700 |
850 |
spätawarisch III |
Spa III |
760
|
810 (830) |
850 |
1000 |
Durch Kalibration der 1000-teiligen SD-Skala mittels der absoluten Münzdaten ist es nun möglich, für jeden Grabfund absolute Daten anzugeben.
Nun wollen wir ausgehend von der Grundlage Absolutchronologie mittels Münzen sehen, ob wir diese mit 14C-Messergebnissen bestätigen oder verbessern können. Der Vorteil der 14C-Daten gegenüber den Münzen ist, dass ihre Anzahl beliebig vermehrbar ist. Sollte jedoch die Anzahl der münzdatierten Gräber verdoppelt werden, so müssten doppelt so viele Gräber ausgegraben werden, etwas, das wohl unmöglich erscheint.
Da die Auswertung der 14C-Daten mittels Bayes’scher Statistik auf der Abfolge in den Seriationen basiert, muss hier jede Seriation einzeln untersucht werden. Da Männer und Frauengräber getrennt seriiert werden müssen – siehe oben – müssen wir die WM getrennt anschauen.
In der Tabelle xx sieht man die verwendeten Daten.
Korrekturen: Datierungsalter : Bei Sterbealter über 20 Jahren Unterschied zwischen Sterbealter und 14C-Datierung=Datierungsalter, bei 70 Jahren, Fehler 30 Jahre, bei Alter 20 Fehler 0.
y=k*x+d k=30/50 d=-12
Um die Sequenzdaten in Jahre umzurechnen müssen die unterschiedlichen Abschnitte der Kurve der Münzdatierung mit verschiedenenen Steigungen angenähert werden.
Abschnitt SD |
Abschnitt Jahre AD |
SD/a |
001-100 |
530-630 |
1,0 |
100-200 |
630-680 |
2,0 |
200-600 |
680-720 |
10,0 |
600-1000 |
720-820 |
4,0 |
Aus den Sequenzdaten wird mittels dieses Koeffizienten der „hypothetische Jahrringabstand“ der Proben berechnet. Für die bei der Prozedur V_SEQUENCE erforderliche Angabe eines Fehlers wird das Konfidenzintervall der Seriation genommen, das ebenfalls durch den Koeffizienten SD/a dividiert wird.
Elimination von Daten: alle Fundkomplexe mit nur drei oder weniger datierten Gegenständen werden eliminiert, da die Datierungssicherheit durch die Seriation nicht ausreichend ist. Konfidenz unter 50 SD, das liefert durchschnittlich ein Sigma für den Abstand von unter 12,5a.
OffsetGrab ist der zeitliche Abstand zwischen Grablegung und Datierung, gegeben als Differenz von Sterbealter und Datierungsalter.
Offset20a ist der zeitliche Abstand zwischen dem 20. Lebensjahr (=20a, dem ungefähren Zeitpunkt, zu dem die Hauptbestandteile der Tracht erworben wurden ) und dem Datierungsalter. Offset20a = Datierungsalter -20a.
Korrekturen von BP:
BPKorrGrab : BPKorrGrab= BP- Offset. Soll eine Annäherung des 14C-Messergebnisses an den Zeitpunkt der Grablegung sein.
BPKorr20a: BPKorr20a=BP –(Datierungsalter-Offset20a). Soll eine Annäherung an das etwa 20. Lebensjahr darstellen, den Zeitpunkt des Erwerbs einer Gürtelgarnitur.
Im folgenden werden die SD/a zweimal neu berechnet, mit folgenden Grundlagen:
Phase |
Anfang SD |
Ende SD |
DeltaSD |
Anfang a |
Ende a |
Delta_a |
QuotSD/a |
VA |
0 |
30 |
30 |
530 |
568 |
38 |
0,79 |
FAI |
30 |
75 |
45 |
568 |
618 |
50 |
0,90 |
FAII |
75 |
150 |
75 |
618 |
650 |
32 |
2,34 |
MAI |
150 |
350 |
200 |
650 |
675 |
25 |
8,00 |
MAII |
350 |
550 |
200 |
675 |
690 |
15 |
13,33 |
SpAI |
550 |
700 |
150 |
690 |
710 |
20 |
7,50 |
SpAII |
700 |
850 |
150 |
710 |
762 |
52 |
2,88 |
SpAIII |
850 |
1000 |
150 |
762 |
830 |
68 |
2,21 |
Die von mir früher postulierter Phase VA (Vorawarisch) entbehrt jedweder Grundlage, deshalb wurde sie entfernt. Eventuell in diese Phase würde gehören HU.KesFeOed.A, dieses wurde jedoch aus unserer Untersuchung ausgeschlossen, da es mit ziemlicher Sicherheit zur langobardischen Phase vor 568 anzusetzen ist, wie die Kalibration ziemlich wahrscheinlich macht. Östliche Grabfunde vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion wurden bei unserer derzeitigen Seriation ausgeschlossen.
Die Verschiebung des Endes von FAII von 150 auf 180 SD hat mit der Tatsache zu tun, dass seit meiner ersten Untersuchung viel mehr frühawarisches Fundmaterial aufgenommen werden konnte und diese Verschiebung ergab. Die Verlegung des Beginns von SpaI von 450 auf 500 SD hat ebenfalls damit zu tun, dass auch mehr mittelawarische Fundkomplexe aufgenommen wurden in Relation zu den spätawarischen. Die Verlegung der Grenzen innerhalb der Mittelawarenzeit ist auf die Zweiteilung in zwei gleich große Abschnitte und in der Spätawarenzeit auf die Dreiteilung in drei ca. gleich große Phasen zurückzuführen. Diese Teilungen entsprechen den bisherigen Phasenunterteilungen, die weniger auf genau definierte archäologische Inhalte abzielten als vielmehr die Anzahl der Grabfunde in gleich große Gruppen unterteilen wollten.
Der absolute Beginn der Spätawarenzeit um 680 ist zunächst vor allem auf die Einzeldatierung des Grabes von AT.Moe.100 zurückzuführen. Da in diesem Grab Knochen eines ca. 15-18 jährigen Knaben datiert wurden, fallen beide Korrekturen für BP weg. Durch die besondere Lage der Kalibrierungskurve erhalten wir ein besonders genaues Kalibrationsresultat zwischen 660-684 (auf dem 1Sigma-Niveau). Das WM weiter unten kann das Ergebnis noch weiter einschränken, sodass der Beginn von SpaI um 680 wahrscheinlich erscheint.
Phase |
Anfang SD |
Ende SD |
DeltaSD |
Anfang a |
Ende a |
Delta_a |
QuotSD/a |
FAI |
0 |
75 |
75 |
568 |
600 |
32 |
2,34 |
FAII |
75 |
180 |
105 |
600 |
630 |
30 |
3,50 |
MAI |
180 |
340 |
160 |
630 |
655 |
25 |
6,40 |
MAII |
340 |
500 |
160 |
655 |
680 |
25 |
6,40 |
SpAI |
500 |
670 |
170 |
680 |
720 |
40 |
4,25 |
SpAII |
670 |
830 |
160 |
720 |
760 |
40 |
4,00 |
SpAIII |
830 |
1000 |
170 |
760 |
800 |
40 |
4,25 |
Diese Aktualisierung der Intervalle und des QuotSD/a ergibt nun für die Tabelle folgendes Aussehen. Die komplette Tabelle ist auf der beigelegten CD-ROM enthalten als ####.
Daraus ergibt sich nun folgender Oxcal-Job:
V_Sequence "Avar1 reduziert Abs.Chronologie,49 Proben"
{
First;
DATE "xxxx x .568. "1493 1 ; GAP 37 1 ;
!DATE "VERA 912 HU.BudD.696 "1513 31; GAP 2 2 ;
DATE "VERA 883 HU.KecskSa.1 "1438 43; GAP 0 3 ;
!DATE "VERA 1755HU.Sze.51 "1378 37; GAP 7 2 ;
DATE "VERA 918 HU.BudCs.55 "1436 32; GAP 4 6 ;
DATE "VERA 1756HU.ZamR.2 "1456 34; GAP 2 10 ;
DATE "VERA 923 HU.Szoell.1 "1435 32; GAP 5 9 ;
DATE "VERA 924 AT.Zillingt.3 "1442 33; GAP 14 3 ;
DATE "VERA 330 AT.Somm.60 "1451 27; GAP 0 6 ;
DATE "VERA 273 AT.Leob.11 "1424 31; GAP 1 1 ;
DATE "VERA 946 AT.Zillingt.407"1349 35; GAP 1 2 ;
!DATE "VERA 950 AT.Zillingt.439"1262 37; GAP 2 4 ;
!DATE "VERA 1782HU.Tiszaf.942 "1283 32; GAP 2 3 ;
DATE "VERA 944 AT.Zillingt.361"1301 37; GAP 2 1 ;
DATE "VERA 278 AT.Leob.152 "1313 37; GAP 1 1 ;
DATE "VERA 1761HU.Tiszaf.186 "1306 38; GAP 1 1 ;
!DATE "VERA 908 HU.Gye.64 "1269 31; GAP 1 1 ;
DATE "VERA 948 AT.Zillingt.423"1328 37; GAP 2 1 ;
!DATE "VERA 331 AT.Somm.61 "1382 28; GAP 2 1 ;
DATE "VERA 291 AT.Moe.35 "1335 33; GAP 1 1 ;
DATE "VERA 957 AT.Zillingt.481"1319 37; GAP 2 1 ;
DATE "VERA 310 AT.Moe.489 "1330 34; GAP 0 1 ;
!DATE "VERA 934 AT.Zillingt.150"1239 37; GAP 2 3 ;
DATE "VERA 290 AT.Moe.29 "1320 31; GAP 1 3 ;
DATE "VERA 297 AT.Moe.222 "1321 28; GAP 1 1 ;
DATE "VERA 301 AT.Moe.268 "1335 24; GAP 0 2 ;
DATE "VERA 546 AT.Moe.79 "1283 36; GAP 1 2 ;
DATE "VERA 292 AT.Moe.93 "1325 33; GAP 1 0 ;
DATE "VERA 305 AT.Moe.334 "1317 33; GAP 3 3 ;
!DATE "VERA 922 HU.Sze.396 "1227 34; GAP 1 3 ;
DATE "VERA 560 AT.Moe.276 "1361 47; GAP 4 1 ;
DATE "VERA 299 AT.Moe.242 "1285 34; GAP 1 1 ;
DATE "VERA 1780HU.Tiszaf.434 "1367 28; GAP 1 0 ;
DATE "VERA 1779HU.Tiszaf.271 "1291 27; GAP 4 1 ;
DATE "VERA 295 AT.Moe.135 "1278 31; GAP 1 4 ;
DATE "VERA 936 AT.Zillingt.176"1253 34; GAP 2 4 ;
DATE "VERA 1783HU.Tiszaf.1062 "1292 30; GAP 2 2 ;
!DATE "VERA 304 AT.Moe.326 "1429 32; GAP 0 3 ;
DATE "VERA 1784HU.Tiszaf.1114 "1309 32; GAP 4 2 ;
DATE "VERA 293 AT.Moe.100 "1345 22; GAP 3 1 ;
DATE "VERA 568 AT.ZwoelfaI.76b"1259 38; GAP 1 3 ;
DATE "VERA 275 AT.Leob.56 "1280 28; GAP 5 3 ;
DATE "VERA 547 AT.Moe.478 "1319 37; GAP 2 2 ;
DATE "VERA 303 AT.Moe.290 "1336 34; GAP 10 3 ;
DATE "VERA 302 AT.Moe.278 "1332 34; GAP 3 7 ;
DATE "VERA 276 AT.Leob.65 "1286 37; GAP 18 5 ;
DATE "VERA 339 AT.ZwoelfaI.76a"1327 40; GAP 0 2 ;
DATE "VERA 544 AT.Leob.51 "1319 26; GAP 1 3 ;
DATE "VERA 559 AT.Moe.358 "1331 39; GAP 10 4 ;
DATE "VERA 308 AT.Moe.418 "1326 34;
};
Nach Ablaufen dieses Jobs (ohne !) werden die Fundkomplexe erhalten, denen nur ein „poor agreement“ mit der Gesamtchronologie beschieden wird. Diese werden dann durch ! auskommentiert und in einer weiteren Berechnung ignoriert. Somit verbleiben 40 (der 49 Messungen) für die endgültige Auswertung. Im folgenden werden die Graphiken dieser Auswertung dargestellt.
Das Wiggle Matching erreicht mit 137,8% einen ausreichend hohen Agreement Index (er müsste 60% betragen) und sieht nun folgendermaßen aus:
Zum besseren Verständnis des Wiggle Matching sollen einige Graphiken für einzelne Daten besonders hervorgehoben werden:
Das älteste 14C datierte awarenzeitliche Grab aus Österreich ist Grab 3 (Grabung Daim) von Zillingtal. In der Seriation liegt es bei 160,24 SD und gehört gerade noch in die Phase FAII. Es ergab folgende 14C-Kalibration:
Das 1-Sigma Kalibrationsergebnis beträgt 595-655 AD.
Das WM reduziert dir Datierung auf den jüngeren Bereich, zwischen 623-642. Es könnte sich also um das Grab eines ca. 30 jährigen vor 630 in Ungarn aufgewachsenen Awaren handeln, der nach 630 die awarische Westexpansion ins Wiener Becken mitgemacht hat und dann bereits kurze Zeit danach verstorben ist.
Interessant ist der Vergleich der beiden Grabfunde von Leobersdorf, Grab 11 und 252. Grab 11 liegt in der Seriation bei 209,42 SD, Grab 252 bei 261,41 SD. Nach Auffassung von Falko Daim[1] sollten beide nicht nur den Beginn der Belegung in Leobersdorf markieren, sondern auch noch in die Phase FAII gehören, damit absolutchronologisch vor 650. Die Kalibration der 14C-Messergebnisse ergibt folgendes:
Beide datieren also auf dem 1Sigma Niveau folgendermaßen:
Komplex |
SD |
1 Sigma-Intervall |
AT.Leob.11 |
209,42 |
607-656 |
AT.Leob.152 |
261,41 |
660-770 |
Das WM ergibt nun für beide folgende Resultate:
Komplex |
SD |
1 Sigma-Intervall WM |
AT.Leob.11 |
209,42 |
645-658 |
AT.Leob.152 |
261,41 |
663-675 |
D.h. trotz der großen Ähnlichkeit gibt es dennoch chronologische Unterschiede, die sich sowohl in der Seriation und 14C zeigen, in beiden Fällen ist Grab 11 das ältere. Beide gehören mit Sicherheit in die Mittelawarenzeit, wobei Grab 11 wohl noch knapp um 650 datiert, Grab 152 aber danach. Abgesehen von Grab 1/1953 sind sie mit Sicherheit die ältesten Fundkomplexe von Leobersdorf.
Das besonders wichtige Fundkomplex von Mödling Grab 100 ergibt folgende Einzelkalibration:
Als Lösung auf dem 1-Sigma Niveau ergibst sich eine Datierung von 660-684, oder 672±12a.
Beim Wiggle Matching wird dun die letztmögliche Lösung ausgewählt, d. h. eine spätere Lösung ist gar nicht mehr möglich, hier ergibt sich 676-692 oder 684±8a.
Die Ergebnisse, übertragen auf unsere aktuelle Chronologietabelle, sehen nun folgendermaßen aus:
Phase |
Abkürzung |
Jahre AD 1 |
Jahre AD2 |
Sequenz-daten1 |
Sequenz-daten2 |
frühawarisch I |
Fa I |
568 |
600 |
0 |
75 |
frühawarisch II |
Fa II |
600 |
630 |
75 |
180 |
mittelawarisch I |
Ma I |
630 |
655 |
180 |
340 |
mittelawarisch II |
Ma II |
655 |
680 |
340 |
500 |
spätawarisch I |
Spa I |
680 |
720 |
500 |
670 |
spätawarisch II |
Spa II |
725 |
760 |
670 |
830 |
spätawarisch III |
Spa III |
760
|
800(820) |
830 |
1000 |
Der Hauptgrund für den Unterschied mit der ehemaligen Chronologie ist wohl darin zu sehen, dass die zumeist prägefrischen Münzen zuletzt in die awarischen Fundkomplexe gelangt sind, meist erst zur Grablegung. D. h. die obige Chronologie aufgrund der Münzen ist eine Chronologie der Grablegung.
Die hier aufgestellte Chronologie berücksichtigt zum einen den Mittelwert aller im Grab enthaltenen Beigaben, die zumeist als Trachtbestandteile meist in die Jugend des Trägers zurückweisen. In Mödling Grab 100 haben wir ein schönes Beispiel dafür, dass bereits ein 15-18 jähriger Knabe mit einem Erwachsenengürtel ausgestattet war. Zum anderen berücksichtigt die 14C-Messung, wie oben argumentiert, nicht die Zeit der Grablegung, sondern einen Zeitpunkt, der vom Sterbealter abhängig viel früher liegen kann, bei einem erreichten Alter von 70 Jahren 30 Jahre früher. D.h. sowohl durch die Seriation als auch die 14C-Daten datieren wir das „floruit“ der Trachtbestandteile. Somit stehen beide Chronologien nicht im Widerspruch, sondern ergänzen sich.
Vom Standpunkt des Archäologen erwünscht ist eher die neue Chronologie, da man ja zumeist die Produktion der Gegenstände datieren will, die dann natürlich als „terminus post quem“ für die Anlage eines Grabes herangezogen werden können.
Unser hier vorliegendes Chronologieschema mit den absoluten Zahlen bestätigt nun die chronologischen Vorstellungen von István Bóna aus dem Jahre 1971 vollinhaltlich. Die Datierung des Beginns der Spätawarenzeit auf das Jahr 680 und damit verbunden die Annahme des Beginns der Mittelawarenzeit um 630, begründet Ilona Kovrig durch die relativ geringe Zahl der frühawarischen Funde. Ihrer Auffassung hatte sich auch Falko Daim für die Erstellung einer Absolutchronologie des österreichischen Raumes angeschlossen. Diese Datierungsversuche erschienen mir im Vergleich mit unserer Münzchronologie zu früh zu sein, können jetzt aber durch die 14C-Datierungen und die Seriation auf naturwissenschaftlich-mathematischer Basis voll bestätigt werden.